Da ich nicht schlafen kann, schreibe ich heute einfach fröhlich einen Blogpost nach dem anderen. Außerdem gibt es immer etwas zu berichten! Diesmal: Leben im französischen Studentenwohnheim. Daheim in Dortmund befinde ich mich in der glücklichen Lage, mir eine eigene 3-Zimmer-Wohnung mit meinem Freund zu teilen. Inklusive Waschmaschine in der Küche und (marodem, aber existenten) Trockenboden über uns, den kaum Nachbarn nutzen. Bevor ich nach Angers kam, bin ich noch nie in den Genuss des Wohnheimlebens gekommen. Wie bereits geschrieben, habe ich mich schnell an das 9qm-Zimmer inklusive 1,5qm Bad gewöhnt, und achte für meine Verhältnisse stark darauf, es ordentlich zu halten, damit ich mich hier auch wohl fühle. Mit dem Zimmer habe ich also wirklich kein Problem. Mir fehlt nur manchmal eine gemütliche Couch mit Kuscheldecke, Couchtisch und Fernseher. Aber was mir am meisten fehlt, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit in Schlafklamotten und ohne BH in die Küche schlurfen zu können, wo ein großer, meist gefüllter Kühlschrank inklusive Kühlfach und ein immer nutzbarer Herd inklusive Backofen auf mich warten. Da ich hier ja sobald ich mein Zimmer verlasse quasi meine Wohnung verlasse und den Blicken 29 fremder Menschen ausgesetzt bin, traue ich mich hier nicht halbnackig in die Küche. Die Küche hält für 30 Menschen einen ganzen Herd (keinen Ofen) und eine Mikrowelle bereit. Das heißt, wenn zwei oder auch drei Leute gleichzeitig auf die Idee kommen, zu kochen, ist der Herd erst mal blockiert. Das passiert natürlich besonders oft, wenn ich gerade akuten Hunger verspüre und ich weder Zeit, noch Lust habe, eine halbe Stunde darauf zu warten, den Herd nutzen zu können. Und was tue ich dann? Ravioli in die Mikrowelle/ Lidl-Mikrowellenfraß in die Mikrowelle/ Eintopf in die Mikrowelle/ gesunde Variante: Salat. Insgesamt ernähre ich mich hier also schon schlechter als zu Hause. Gut, ich komme auch mal dazu, was zu kochen, aber das ist dann eben kein 3-Gänge-Menü, wofür ich 2 Stunden in der Küche stehe. Die Küche wird übrigens um 22.30 Uhr abgeschlossen, daher sollte man im Kühlschrank oder im Regal immer etwas für das nächtliche Hüngerchen bereit halten (mein Liebling: Couscoussalat). Nun kommen wir zur zweiten Herausforderung: Wäsche waschen. Insgesamt hat mein Teil des Wohnheims 5 Stockwerke à 30 Leute -> 150 Menschen. Für diese nicht kleine Zahl gibt es ganze zwei Waschmaschinen und einen Trockner (den man aufgrund der Abwesenheit einer anderen Möglichkeit zwangsläufig benutzen muss). So gestaltet sich das Wäsche waschen als ein regelrechter Kampf zwischen den Bewohnern. Man muss sich die Uhr stellen, damit man sich wie ein echter Creep 10 Minuten bevor die Wäsche durch ist, in den Waschkeller hocken kann, um dort auf die Ankunft des Wäschebesitzers zu warten (und in dieser Zeit zwei andere Anwärter abzuweisen.. Ich war zuerst da!). Das gleiche Verfahren wiederholt man mit dem Trockner. So muss man fürs Wäsche waschen schon mal 3 Stunden einplanen. Und es gilt natürlich das ungeschriebene Gesetz, dass man seine Wäsche auch ja SOFORT herausholt, wenn die Maschine durch ist. Sonst erledigt das schon mal jemand anderes für einen, und zu wissen, dass jemand fremdes die eigenen Unterbuchsen angefasst hat, ist nicht gerade toll. Was sich im Wohnheim Belle Beille 8 ebenfalls schwierig gestaltet, ist das gemütliche Zusammensitzen. In meinem Wohnheim gibt es lediglich einen mit harten Metallstühlen ausgestatteten Fernsehsaal , im anderen Wohnheim (Lakanal) immerhin einen großen Gemeinschaftssaal. Die Flasche Wein muss man allerdings im Zimmer lassen oder aber außerhalb (nicht aber direkt davor) des Wohnheims trinken. Der Konsum von Alkohol ist INTERDIT - verboten (genauso wie frittieren übrigens. Letztens ging der Feueralarm los und alle mussten das Wohnheim verlassen, weil das jemand getan hat). So etwas wie eine Wohnheimkneipe, wie es sie in Dortmunder Studentenunterkünften gibt, ist hier undenkbar.
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AutorinBonjour! Ich bin Elena, Studentin aus Dortmund. Hier berichte ich über mein Auslandssemester im schönen Angers und teile mit euch meine Erlebnisse in fancy France. Archive
Juli 2017
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